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MakeMusic Finale wird eingestellt!

Das Ende einer Ära: Die Einstellung der Notations-Software Finale

Notensatz Finale discontinued

Abschied von einem Urgestein der Notationssoftware

Nach 35 Jahren Begleitung der Musikkomponisten und -schaffenden dieser Welt sagt die Notations-Software Finale endgültig Lebewohl. Die Entwicklerfirma MakeMusic hat die Entscheidung getroffen, die Weiterentwicklung der Software einzustellen und ab August 2024, also ab sofort(!) keine Updates mehr für die Programme Finale, Finale PrintMusic und Finale Notepad anzubieten. Dieser Schritt markiert das Ende einer Ära für eines der am längsten bestehenden und einflussreichsten Notationsprogramme.

Eine Reise durch die Geschichte von Finale

Die erste Version von Finale erblickte 1988 das Licht der Welt und wurde von Phil Farrand und John Borowicz für Coda Music Software entwickelt. Später wurde das Unternehmen an Net4Music verkauft und firmierte schließlich unter dem Namen MakeMusic. In den folgenden Jahrzehnten etablierte sich Finale als Branchenstandard für die computergestützte Musiknotation und ermöglichte es Komponisten, professionell gestaltete Partituren mit einem beispiellosen Maß an Detail zu erstellen.

Die Funktionsvielfalt von Finale

Finale bot eine beeindruckende Palette an Werkzeugen und Funktionen. Von der Eingabe von Noten über Keyboard oder direkt in der Software bis hin zur optischen Erkennung gescannter Noten deckte das Programm alle Aspekte der Notation ab. Die Benutzeroberfläche war in hierarchisch organisierte Paletten unterteilt, auf denen die entsprechenden Werkzeuge für die Bearbeitung verschiedener Partiturelemente ausgewählt werden konnten.

Darüber hinaus verwaltete Finale automatisch viele grundlegende Regeln der Harmonie und Notation, wie korrekte Balkenführung, Stammrichtung und vertikale Ausrichtung unterschiedlicher Notenwerte. In Situationen, in denen keine benutzerdefinierte Anpassung vorlag, traf das Programm eine “gute Einschätzung”, insbesondere bei der enharmonischen Schreibweise neu eingegebener Daten aus einer MIDI-Tastatur unter Berücksichtigung der aktuellen Tonart.

Der Aufstieg der Konkurrenz

Obwohl Finale lange Zeit die unangefochtene Nummer eins in der Welt der Notationssoftware war, begannen mit der Zeit Konkurrenten aufzuholen, die als benutzerfreundlicher galten. Zunächst kamen Encore (Passport Music) und dann Sibelius auf den Markt, gefolgt von Anbietern wie PreSonus und Steinberg mit ihren professionellen Notationsprogrammen Notion und Dorico. Einige DAWs (Digital Audio Workstations) integrierten ebenfalls  schon sehr leistungsfähige Notationseditoren. Plötzlich war Finale nur noch eine Option unter vielen, und im Vergleich zu seinen Mitbewerbern wirkte es zunehmend veraltet und behäbig.

Die Zukunft der Notation liegt anderswo

Nach Einschätzung von MakeMusic lohnt es sich nicht mehr, die “Millionen von Codezeilen” von Finale zu pflegen. Greg Dell’Era, Präsident von MakeMusic, erklärte: “Heute ist Finale nicht mehr die Zukunft der Notationsbranche – eine Realität nach 35 Jahren, und ich möchte diesbezüglich offen sein. Anstatt neue Versionen von Finale zu veröffentlichen, die unseren Nutzern nur marginalen Mehrwert bieten würden, haben wir uns entschieden, die Entwicklung einzustellen.”

Optionen für Finale-Nutzer

Für die Nutzer von Finale bedeutet diese Entscheidung, dass es an der Zeit ist, zu einer neuen Software zu migrieren. Um den Übergang für seine treuen Kunden zu erleichtern, hat MakeMusic eine Partnerschaft mit Steinberg geschlossen und bietet einen exklusiven Rabatt auf Dorico Pro 5 an.  Steinberg Dorico 5 wird von MakeMusic als die beste “Heimat” für alle angesehen, die bisher Finale genutzt haben. Seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2016 erhält Dorico regelmäßig Updates und funktioniert plattformübergreifend sowohl unter Windows und macOS als auch auf iPadOS. Mit seiner modernen Benutzeroberfläche und fortschrittlichen Funktionen könnte Dorico tatsächlich die Zukunft der Notationssoftware sein.

Ein Blick zurück und nach vorn

Während das Ende von Finale zweifellos das Aus einer Ära markiert, eröffnet es gleichzeitig neue Möglichkeiten für Komponisten und Musiker. Die Entscheidung von MakeMusic, die Entwicklungsressourcen auf vielversprechendere Lösungen wie z.B. Dorico zu konzentrieren, könnte sich als weitsichtig erweisen und die Branche der Notationssoftware in eine neue, innovativere Richtung lenken.

Die Herausforderungen der Softwareaktualisierung

In einer sich schnell wandelnden technologischen Landschaft ist es für Softwareunternehmen eine ständige Herausforderung, ihre Produkte auf dem neuesten Stand zu halten und den Erwartungen der Nutzer gerecht zu werden. Die Entscheidung von MakeMusic, Finale einzustellen, spiegelt diese Realität wider und unterstreicht die Notwendigkeit, Ressourcen strategisch einzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch der Notationssoftwareentwickler “Passport Music” mit den Programmen Encore, MusicTime und Mastertracks hatte offensichtliche Probleme und wurde 2022 wieder an den ursprünglichen Entwicker verkauft und verspricht seitdem eine neue, ‘upgedadete’ Version 6 von Encore, welche aber immer noch auf sich warten lässt. Offenbar sind gute Programmierer heute schwer zu finden oder einfach zu teuer…

Die Zukunft der Musiknotation

Die Einstellung von Finale wirft Fragen über die Zukunft der Musiknotation auf. Werden Komponisten und Musiker weiterhin auf dedizierte Notationssoftware setzen, oder werden integrierte Lösungen in DAWs (igital Audio Workstations) und anderen Musikprogrammen an Bedeutung gewinnen?

Neue Technologien und Innovationen

Die rasante Entwicklung neuer Technologien wie virtueller Realität, Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen könnte die Art und Weise, wie Musik komponiert und notiert wird, grundlegend verändern. Unternehmen wie MakeMusic, Sibelius und Steinberg müssen diese Trends im Auge behalten und innovative Lösungen entwickeln, um relevant zu bleiben.

Die Rolle von Standardisierung und Interoperabilität

In einer Welt, in der Musiker und Komponisten mit verschiedenen Softwarelösungen arbeiten, gewinnt die Standardisierung und Interoperabilität an Bedeutung. Formate wie MusicXML ermöglichen den nahtlosen Austausch von Noten zwischen verschiedenen Programmen und Plattformen.

Die Bedeutung von Benutzerfreundlichkeit

In einer zunehmend technologieorientierten Welt ist die Benutzerfreundlichkeit ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Software. Notationsprogramme müssen intuitiv und leicht zu erlernen sein, um eine breite Akzeptanz zu finden. Dies ist wohl die größte Herausforderung für alle Hersteller von Musiknotationssoftware.

Anpassung an verschiedene Nutzergruppen

Unterschiedliche Nutzergruppen wie professionelle Komponisten, Amateurmusiker und Studenten haben unterschiedliche Anforderungen an Notationssoftware. Eine erfolgreiche Lösung muss in der Lage sein, diese verschiedenen Bedürfnisse zu adressieren und eine nahtlose Benutzererfahrung zu bieten.

Die Rolle von Bildung und Schulungen

Um die Akzeptanz und den effektiven Einsatz von Notationssoftware zu fördern, ist Bildung und Schulung unerlässlich. Softwareunternehmen, Musikschulen und Bildungseinrichtungen müssen zusammenarbeiten, um Ressourcen und Schulungsmaterialien bereitzustellen. Die Bereitstellung von Software zu günstigeren Preisen bei vollem Funktionsumfang (→ EDU Versionen im Musikhaus Thomann) ist hier nur der erste Schritt.

Online-Ressourcen und Tutorials

In der heutigen digitalen Welt können Online-Ressourcen und Tutorials eine wertvolle Ergänzung zu traditionellen Schulungen sein. Video-Tutorials, interaktive Kurse und Online-Communities können Nutzern helfen, die Funktionen von Notationssoftware besser zu verstehen und zu nutzen.

Die Bedeutung von Kreativität und künstlerischer Freiheit

Letztendlich sollte Notationssoftware nicht nur als Werkzeug zur Erstellung von Partituren dienen, sondern auch die Kreativität und künstlerische Freiheit der Musiker und Komponisten fördern.

Anpassungsmöglichkeiten und Erweiterbarkeit

Erfolgreiche Notationsprogramme bieten Benutzern die Möglichkeit, die Software an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen und zu erweitern. Skriptfunktionen, Plug-ins und die Integration von Drittanbieter-Bibliotheken können dazu beitragen, die kreativen Grenzen zu erweitern.

Die Zukunft der Musikindustrie

Die Entscheidung von MakeMusic, Finale einzustellen, spiegelt sicher auch die größeren Veränderungen in der Musikindustrie wider. In einer Welt, in der Streaming und digitale Vertriebswege (digitale Musiknoten) wesentlich an Bedeutung gewinnen, müssen Unternehmen ihre Strategien anpassen und innovative Lösungen finden.

Music is our Passion - Musikhaus Thomann
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