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Das Waterphone: Das unbekannte Instrument, das Sie garantiert kennen!

Das Waterphone: Das unbekannte Instrument, das Sie garantiert kennen!

Das Waterphone erzeugt die Klänge der Angst und des Übernatürlichen. Obwohl der Name kaum jemandem geläufig ist, hat fast jeder seinen unheimlichen, wabernden Klang schon einmal gehört – meistens in den spannendsten Momenten, bei den besten Filmen, nicht nur im Kino.
Wir stellen das akustische Wunderwerk vor, das Wasser, Metall und Mystik vereint.

Waterphone
Waterphone

I. Die Geburt des Grusel-Klangs: Geschichte und Aufbau

Das Waterphone (manchmal auch „Ocean Harp“ genannt) ist eine relativ junge Erfindung. Es wurde in den späten 1960er Jahren von dem amerikanischen Musiker und Erfinder Richard Waters entwickelt und 1975 patentiert.

Waters ließ sich von mehreren exotischen und historischen Instrumenten inspirieren:

  • Die tibetische Wassertrommel: Ein Schlaginstrument, das ebenfalls eine kleine Menge Wasser enthält, um den Klang zu beeinflussen.
  • Die Nagelgeige (Nail Violin): Ein historisches Streichinstrument aus dem 18. Jahrhundert, bei dem Metallstäbe (Nägel) auf einem Resonanzboden angebracht sind und mit einem Bogen gestrichen werden.

Waters kombinierte diese Ideen zu einem einzigartigen Idiophon (ein Instrument, das durch Eigenschwingung den Ton erzeugt).

Der faszinierende Aufbau

Das Waterphone besteht aus drei Hauptkomponenten, meist gefertigt aus Edelstahl und Bronze:

  1. Der Resonator: Eine flache, runde Schale aus Edelstahl, die über einen zylindrischen Hals mit Wasser gefüllt werden kann.
  2. Die Klangstäbe: Dutzende unterschiedlich lange Bronzestäbe („Tonal Rods“) sind kreisförmig um den Rand der Schale angebracht. Ihre Länge bestimmt die Grundfrequenzen, wobei das Instrument oft atonale (nicht auf einer klassischen Tonleiter basierende) oder mikrotonale Klänge erzeugt.
  3. Der Hals: Dient als Griff und ist gleichzeitig eine zweite Resonanzkammer.
Alex Wong, of The Animators, playing the w:waterphone at The World Cafe Live in Philadelphia

II. Spielweise: Wenn Wasser die Töne verbiegt

Das Waterphone kann auf vielfältige Weise gespielt werden, die alle seinen einzigartigen, dynamischen Charakter ausmachen:

  • 1. Streichen (Bowing)
    Die häufigste und bekannteste Technik ist das Streichen der Bronzestäbe mit einem Violin- oder Cellobogen. Dies erzeugt lange, schwebende und oft hohe, scharfe Töne.
  • 2. Schlagen (Percussion)
    Die Stäbe oder der Resonator können mit Schlägeln angeschlagen werden (oft Superball-Mallets mit Gummikopf, um weichere, dröhnende Klänge zu erzielen). Dies liefert percussive Effekte von zarten Glocken bis zu metallischen Dröhnen.
  • 3. Der Wasser-Effekt
    Der magische Moment entsteht, wenn der Musiker das Instrument während des Spiels sanft schwenkt oder kippt. Das Wasser im Inneren bewegt sich, verändert die Resonanz und die Dämpfung der Schale und erzeugt dadurch den berühmten Glissando- oder Vibrato-Effekt. Der Ton scheint dadurch zu „wimmern“ oder zu „waben“, was sofort eine gespenstische oder jenseitige Atmosphäre schafft.

III. Vom Horrorfilm zur Heilung: Der Einsatz des Waterphones

Die Anwendungsbereiche des Waterphones sind so vielfältig wie seine Klänge.

Hörbeispiel: Kevin MacLeod: Ghost Story (Ausschnitt), Instrumente: Vibes, Waterphone, Piano, Percussion

Das ganze Stück können Sie auf wikimedia.org anhören und auch herunterladen.

Einsatz in der Filmmusik

Das Waterphone ist ein Standardwerkzeug in Hollywood und gilt als akustisches Synonym für Angst, Mysterium und das Übernatürliche.

  • Mystery und Horror: Es erzeugt sofort Spannung, wenn es um Geister, Außerirdische, tiefe Gewässer oder psychologische Dramen geht. Zu hören ist es in Klassikern wie Poltergeist, The Matrix, Alien, Crouching Tiger, Hidden Dragon und vielen modernen Thrillern und Videospiel-Soundtracks.
  • Dramatische Akzente: Selbst außerhalb von Horrorfilmen wird der Waterphone-Sound oft verwendet, um extreme Spannung oder einen abrupten Schock zu markieren – ein Effekt, der es zu einem berühmten, wenn auch oft unbewusst erkannten, Sound-Gimmick in TV-Shows gemacht hat.

Das Waterphone in der Esoterik und Meditation

Trotz seiner Popularität in gruseligen Kontexten wird das Waterphone auch für das genaue Gegenteil genutzt: zur Entspannung und Klangheilung (Sound Healing).

  • Walfang-Gesänge: Der sanft mit dem Bogen gestrichene und wabernde Waterphone-Klang erinnert stark an die Gesänge der Wale und Delfine. Diese Verbindung zur Tiefsee und zur Natur macht es zu einem beliebten Instrument für meditative Klangreisen.
  • Schwingungen und Resonanz: In der Musiktherapie und Obertonmusik wird das Waterphone aufgrund seiner anhaltenden, vibrationsreichen Klänge eingesetzt, die tiefe Entspannung und Zustände der Kontemplation fördern sollen. Spezielle Waterphones werden teilweise sogar aus Bronze oder Alpaka – Materialien, die auch für Klangschalen verwendet werden – gefertigt.

IV. Weitere interessante Fakten:

  • Die Wal-Verbindung: Es gibt Berichte, dass Richard Waters und andere Musiker das Waterphone erfolgreich unter Wasser eingesetzt haben, um mit Walen und anderen Meeressäugern zu kommunizieren – aufgrund der Ähnlichkeit seines Klangs mit ihren Lauten.
    the waterphone has been used successfully to call whales and other cetaceans, especially by Jim Nollman of Interspecies Communication“ (justapedia.org)
  • Musiker-Liebling: Das Instrument wird nicht nur von Filmkomponisten, sondern auch von avantgardistischen und Rock-Künstlern geschätzt, darunter beispielsweise Tom Waits und die isländische Sängerin Björk (Videos auf TicToc).
  • Moderne Innovation: Der Erfinder Richard Waters stellte jedes Waterphone ursprünglich in Handarbeit her. Heute gibt es moderne Varianten wie das „Scala Vilagio“ (hergestellt in Deutschland, erhältlich bei Thomann, s.u.) oder das „Sailophone“, die mit gebogenen Stäben oder Doppelkammern neue, noch tiefere und resonantere Klangfarben ermöglichen.

Das Waterphone ist somit weit mehr als ein einfacher „Grusel-Soundeffekt“. Es ist ein vielseitiges, akustisches Instrument, das die kreativen Möglichkeiten des Klanges neu definiert.

Ein Waterphone kaufen

Haben Sei auch ein Waterphone? Aber selbstverständlich! Im Musikhaus Thomann – dem größten Musikfachgeschäft Europas – finden Sie dieses außergewöhnliche Instrument ebenso wie eigentlich alles andere, was Musikerherzen höherschlagen lässt.

Jetzt sind Sie gefragt!

Haben Sie den Waterphone-Klang schon einmal bewusst in einem Film gehört? Teilen Sie uns Ihr liebstes Film- oder Musikstück mit diesem unheimlichen Instrument mit!

Klassische Musik fördert Intelligenz

Musik und Intelligenz: Mythen und Fakten

Musik und Intelligenz – ein Thema, das schon seit langem die Gemüter bewegt. Es gibt die weit verbreitete Annahme, dass das Hören von klassischer Musik die Intelligenz steigern kann. Besonders der sogenannte „Mozart-Effekt“ hat hier viel Aufmerksamkeit erregt. Doch was ist wirklich dran an diesem Mythos? In diesem Artikel werden wir einen genaueren Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse werfen und herausfinden, ob Musik tatsächlich Einfluss auf unsere Intelligenz hat.

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Der Ursprung des „Mozart-Effekts“

Der „Mozart-Effekt“ wurde erstmals 1993 populär, als die Psychologin Frances Rauscher von der University of California eine Studie veröffentlichte. In dieser Studie stellte sie fest, dass Studierende nach dem Hören von Mozarts Klaviersonate „Sonate in D-Dur für zwei Klaviere“ besser in einem Intelligenztest abschnitten. Sie waren den anderen Teilnehmern um 8-9 IQ-Punkte voraus. Dieser „Intelligenz-Boost“ hielt jedoch nur für kurze Zeit an.

Die Medien griffen diese Studienergebnisse auf und verbreiteten die Nachricht, dass Mozart schlauer machen könne. Es entstand ein regelrechter Hype um den „Mozart-Effekt“, und es wurden sogar CDs mit klassischer Musik speziell für Babys auf den Markt gebracht.

Die Wissenschaft ist sich uneinig

Seit der Popularisierung des „Mozart-Effekts“ haben zahlreiche Forscher versucht, die Ergebnisse zu reproduzieren. Dabei kamen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige Studien zeigten einen positiven Effekt von Musik auf kognitive Leistungen, während andere keinen signifikanten Zusammenhang feststellen konnten.

Es wird vermutet, dass der positive Einfluss von Musik auf die Intelligenz eher mit der Verbesserung der Stimmung und der Konzentration zusammenhängt. Musik kann uns in einen erhöhten emotionalen Zustand versetzen und unsere Gehirnaktivität anregen. Dadurch sind wir möglicherweise empfänglicher für Informationen und können besser lernen.

Musik und Stimmung

Studien haben gezeigt, dass das Hören von Musik, insbesondere klassischer Musik, eine positive Wirkung auf unsere Stimmung haben kann. Es kann uns entspannen, Stress abbauen und unsere Grundstimmung verbessern. Dadurch sind wir möglicherweise motivierter und konzentrierter beim Lernen.

Eine Untersuchung der University of San Diego ergab, dass das Hören von klassischer Musik zu einer niedrigeren Herzfrequenz und einem niedrigeren Blutdruck führen kann. Dies deutet darauf hin, dass Musik eine entspannende Wirkung auf unseren Körper hat und uns bei der Regeneration von Stress unterstützen kann.

Musik und Lernen

Musik kann auch beim Lernen von Vorteil sein. Eine französische Studie zeigte, dass Studenten, die während einer Vorlesung klassische Musik im Hintergrund hörten, bessere Ergebnisse in einem anschließenden Test erzielten als eine vergleichbare Gruppe von Studenten, die die Vorlesung ohne Musik hörten. Es wurde vermutet, dass die Musik die Schüler in einen erhöhten emotionalen Zustand versetzt und ihre Aufnahmefähigkeit verbessert.

Es gibt jedoch keine spezifische Musik, die für das Lernen am besten geeignet ist. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und reagiert unterschiedlich auf verschiedene Musikstile. Es ist wichtig, Musik zu wählen, die angenehm und nicht zu aufregend ist, um die Konzentration nicht zu beeinträchtigen.

Musik und die Entwicklung von Kindern

Besonders bei Kindern kann Musik eine positive Wirkung haben. Aktives Musizieren fördert die Entwicklung von wichtigen Fähigkeiten wie Koordination, vorausschauendes Denken, Vorstellungsvermögen und Konzentrationsfähigkeit. Gemeinsames Musizieren kann zudem soziale und emotionale Funktionen stärken.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht nur klassische Musik förderlich für die Entwicklung von Kindern ist. Unterschiedliche Musikgenres können unterschiedliche Effekte haben. Es kommt darauf an, dass die Musik den Kindern Freude bereitet und sie motiviert, sich mit ihr zu beschäftigen.

Die Schlussfolgerung daraus:

Musik kann eine positive Wirkung auf unsere Stimmung, Konzentration und Lernfähigkeit haben. Der „Mozart-Effekt“ und die Behauptungen, dass Musik die Intelligenz steigern könne, sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten. Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass Musik uns buchstäblich intelligenter macht. Der positive Einfluss von Musik auf unsere kognitiven Fähigkeiten ist eher mit der Verbesserung der Stimmung und der Konzentration verbunden.

Es ist wichtig, Musik zu wählen, die uns persönlich anspricht und motiviert. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und reagiert unterschiedlich auf verschiedene Musikstile. Das Hören von Musik, insbesondere während des Lernens, kann uns dabei helfen, uns besser zu konzentrieren und motivierter zu sein. Es ist jedoch nicht die Musik selbst, die uns intelligenter macht, sondern unsere eigene Motivation und unser Engagement beim Lernen.

Also, machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie kein Fan von klassischer Musik sind. Wählen Sie einfach die Musik, die Ihnen Freude bereitet und Sie in eine positive Stimmung versetzt. Das ist der Schlüssel, um das Beste aus Ihrem Lernprozess herauszuholen und Ihre kognitiven Fähigkeiten zu fördern.

Weiterhin viel Spaß!

Johannes KK

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