Antonio Vivaldi – Die vier Jahreszeiten (Le quattro stagioni)

🎻 Antonio Vivaldi
Die vier Jahreszeiten (Le quattro stagioni)

Antonio Vivaldis Die vier Jahreszeiten gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Werken der klassischen Musik. Es handelt sich um vier Violinkonzerte, die jeweils eine Jahreszeit musikalisch darstellen:


  • Komponist: Antonio Vivaldi (1678–1741)
  • Entstehung: ca. 1723
  • Veröffentlicht: 1725 in Amsterdam, als Teil von „Il cimento dell’armonia e dell’inventione“, Op. 8
  • Werkart: Vier Violinkonzerte
  • Soloinstrument: Violine
  • Begleitung: Streicher und Basso continuo

🎻 Die vier Konzerte

Der Frühling – La Primavera (E-Dur, RV 269)

Fröhliche Naturstimmungen, Vogelgesang, Gewitter, plätschernde Bäche

  • I. Allegro – FrĂĽhlingserwachen und Vogelstimmen
  • II. Largo – Schäfer ruht mit Hund
  • III. Allegro – Tanz der Nymphen und Hirten

Der FrĂĽhling ist gekommen, und freudig begrĂĽĂźen ihn
die Vögel mit fröhlichem Gesang.
Und die Quellen, vom Hauch der sanften Winde belebt,
flieĂźen murmelnd dahin.
Dunkle Wolken bedecken den Himmel,
doch dann zerreiĂźt sie der Blitz,
und der Donner folgt.
Sobald sie schweigen, kehren die Vögel zurück zu ihrem
bezaubernden Gesang.

Und auf der blumigen Wiese,
mit dem BlĂĽhen der Pflanzen
tanzen Hirten mit Flöten und Dudelsack,
während der Frühling seine Pracht zeigt.

Dann, ruhig und zufrieden,
ruht der Schäfer unter dem blühenden Baum,
mit seinem treuen Hund an der Seite.

Zu den festlichen Klängen tanzen Nymphen und Hirten
unter dem leuchtenden Himmel,
zum Klang der heiteren Musik.

Videos mit den Noten zum MitlesenVideos mit den Noten zum Mitlesen:
Vivaldi FrĂĽhling, 1. Satz
Vivaldi FrĂĽhling, 2. und 3, Satz.


Der Sommer – L’Estate (g-Moll, RV 315)

SchwĂĽle Hitze, summende Insekten, aufziehendes Gewitter

  • I. Allegro non molto – lähmende Hitze
  • II. Adagio – das ruhige Warten
  • III. Presto – Gewittersturm

Unter der sengenden Sonne des Sommers
stöhnt der Mensch und die Herde,
der Pinienbaum versengt.
Der Kuckuck ruft,
bald stimmen auch Turteltaube und Fink ein.
Ein sanfter Wind weht,
doch plötzlich erheben sich der Nordwind und der Sturm.

Der Hirte zittert aus Furcht vor dem drohenden Sturm,
und aus Angst vor dem Unwetter
zittern auch seine Glieder.

Er fĂĽrchtet den Blitz und den Donner,
und wilde Fliegen und Wespen schwirren.

Leider, seine Ruhe ist dahin.
Es donnern die Blitze am Himmel,
es tobt ein furchtbares Gewitter,
der Sturm zerstört die reifen Ähren.

Videos mit den Noten zum MitlesenVideos mit den Noten zum Mitlesen:
Vivaldi Sommer, 1. und 2. Satz
Vivaldi Sommer, 3. Satz:


Der Herbst – L’Autunno (F-Dur, RV 293)

Erntefest, Wein, Trunkenheit, Jagd

  • I. Allegro – Erntefeier mit Tanz
  • II. Adagio molto – Schlaf der Betrunkenen
  • III. Allegro – Jagdszene

Die Bauern feiern mit Tänzen und Liedern
die reiche Ernte.
Und erfĂĽllt vom Genuss des Weines
schlafen viele ein und vergessen ihre Sorgen.

Die Freude des Festes weicht bald dem Schlaf.
Die Betrunkenen ruhen ein,
viele ohne MaĂź und Ziel.

Die Jagd beginnt: der Jäger zieht aus mit Hörnern,
Gewehren und Hunden.
Das Wild flieht, wird verfolgt,
gejagt und ermĂĽdet.

Erschöpft von Lärm und Laufen
versucht es, zu entkommen,
wird aber von Hunden und Gewehren gestellt und getötet.

Videos mit den Noten zum MitlesenVideos mit den Noten zum Mitlesen:
Vivaldi Herbst 1. Satz
Vivaldi Herbst 2. und 3. Satz


Der Winter – L’Inverno (f-Moll, RV 297)

Eiseskälte, Schlittschuhlaufen, Kaminfeuer

  • I. Allegro non molto – klirrende Kälte
  • II. Largo – wohlige Wärme am Feuer
  • III. Allegro – auf glattem Eis

Zitternd vor Kälte im Schnee,
mit hartem Wind im Gesicht,
stapft man mit den Füßen, die vor Kälte klappern,
und läuft mit den Zähnen klappernd.
Man bleibt ruhig im warmen Zimmer,
während draußen Regen fällt
und alle Fenster peitscht.

DrauĂźen geht man vorsichtig auf dem Eis,
man rutscht und fällt hin.
Wieder steht man auf und rennt,
rutscht erneut und fällt wieder.

Der Nordwind stĂĽrmt durch das Tor.
So endet der Winter,
doch bringt auch seine Freude.

Videos mit den Noten zum MitlesenVideos mit den Noten zum Mitlesen:
Vivaldi Winter (komplett)


📝 Besonderheit

Vivaldi veröffentlichte zu jedem Konzert ein Sonett, das die musikalischen Bilder beschreibt. Man geht davon aus, dass er diese selbst geschrieben hat. Die Musik folgt diesen poetischen Szenen sehr genau – ein früher Vorläufer der Programmmusik.

Die deutschen Ăśbersetzungen der Sonette zu Vivaldis Vier Jahreszeiten sind nicht von Antonio Vivaldi selbst, da er sie ursprĂĽnglich auf Italienisch verfasst hat. Die Urtexte sind in klassischem Italienisch des 18. Jahrhunderts geschrieben, vermutlich sogar von Vivaldi selbst verfasst (eine direkte Zuordnung ist aber nicht 100% gesichert, wird jedoch allgemein angenommen).

Die originalen Sonette zu Antonio Vivaldis „Le quattro stagioni“ (Die vier Jahreszeiten) wurden erstmals zusammen mit der gedruckten Notenausgabe von Opus 8 veröffentlicht:

„Il cimento dell’armonia e dell’inventione“ (Op. 8)
Veröffentlicht: 1725, Amsterdam, bei Michel-Charles Le Cène
Die ersten vier Konzerte darin:
– La Primavera (Frühling)
– L’Estate (Sommer)
– L’Autunno (Herbst)
– L’Inverno (Winter)
sind „Le quattro stagioni“

In dieser Ausgabe sind die italienischen Sonette vollständig enthalten – jeweils vor dem entsprechenden Konzert. Es wird allgemein angenommen, dass Vivaldi selbst der Autor dieser Texte war, da sie eng mit der Musik verwoben sind.

Die deutschen Übersetzungen, wie sie heute kursieren, stammen nicht aus einer einzigen offiziellen Quelle. Es gibt zahlreiche freie Übertragungen in Konzertprogrammen, Schulmaterialien, Buchpublikationen und CD-Booklets. Viele davon sind moderne, sinngemäße Übersetzungen, die sich stark am Klang und der Bildhaftigkeit des Originals orientieren, nicht immer wörtlich.
Die angegebenen Übersetzung oben bei den einzelnen Konzerten sind eine sinngemäße, moderne und leicht verständliche Übertragung ins deutsche und kein direktes Zitat aus einer bestimmten Publikation, auf Grundlage des italienischen Originals.

BerĂĽhmte Geiger

Die 14 besten Cellisten des 20. / 21. Jahrhunderts (bis 2025)

Antonio Vivaldi – Die vier Jahreszeiten (Le quattro stagioni)

Ein Gedanke zu „Antonio Vivaldi – Die vier Jahreszeiten (Le quattro stagioni)“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

18 ÷ 2 =

Nach oben scrollen