Encore, oder die odysee eines notense...
Autor |
Beitrag |
   
ameier
| Veröffentlicht am Sonntag, 16. März 2003 - 02:00 Uhr: |
|
jetzt schaue ich seit vielen jahren das erste mal wieder in dieses forum und stelle erfreut fest, dass es neben mir noch andere „verwegene“ encore user gibt. – wie schön! seit vielen monaten irre ich nun ziellos durch das unüberschaubare angebot an notensatzprogrammen auf der suche nach etwas vergleichbar komfortablem wie encore. das beste gleich vorweg: ich habe es nicht gefunden. meine zeit als computernotensetzer begann vor bald einmal 10 jahren mit einer capella version. natürlich damals noch unter dos. unter dicken staubschichten, auf dem hintersten büchergestell im letzten zimmer, sozusagen am rande des abgrundes, findet sich sogar noch die originaldiskette und das handbuch. jedes mal wenn ich sie zur hand nehme, werde ich von einem wohligen schauer erfüllt. wie hiess es damals noch: notensatz am computer, wie geht denn so was. dann bekam ich die erste version von encore in die hände. geliehen, kopiert, geklaut, versteht sich. bald einmal wusste ich: dieses programm verdient es gekauft zu werden. gesagt, getan. weg war das geld und weg war auch schon bald der hersteller. die tragödie beginnt mit dem verkauf von passport an g-vox. totaler stillstand in der entwicklung. dieser gipfelt im stillstand des programms unter windows 2000. endlich wieder single, dachte ich. keine encore mehr, kein ärger mehr mit abstürzen. dennoch kehrt keine freude ein. ich konnte mir mein leben einfach nicht mehr vorstellen ohne es: ohne mein geliebtes und für teures geld gekauftes encore 4.2.1! von zeit zu zeit versuchte ich es noch auf der g-vox seite. ich fand dort trost, bis ich merkte, dass ich VERtröstet wurde: mit leeren versprechungen. dann endlich: eine angeblich neue version erscheint!! die freude ist grosse. sofort die demo herunterladen... funktioniert nicht. beschwerde bei g-vox: es liege angeblich am anti-piracy tool, bla bla bla und dafür noch 90 dollar zahlen, für nichts neues. nein, dachte ich und zog aus, eine neue liebe zu suchen. meine erste station führte mich zu noteheads.com. dort wird seit vielen monaten/jahren die entwicklung eines neuen sensationellen notationsprogramms angepriesen: igor heisst das wunderding. das tönt schon so wie encore, das muss gut sein, dachte ich. – war nicht gut! nach der installation der demo ging nichts mehr. der ganze computer flach. die deinstallation brachte auch keine heilung. mir war sofort klar: ich benötige einen exorzisten... capella war kein thema. das habe ich im zusammenhang mit capella scan getestet. entweder ich oder capella, aber gemeinsam würde wir nicht funktionieren. dann kam finale. – lassen sie mich das erklären: ich bin pianist. wenn ich ein neues stück nicht sofort und vom blatt wenigstens ein bisschen spielen kann, habe ich keine lust es zu erlernen. – finale ging wieder und sie wissen jetzt vielleicht auch warum. muss ich mich nun tatsächlich dem grossen mainstream hingeben und auf sibelius umsteigen, fragte ich mich nun. so verzweifelt war ich inzwischen. der zufall half nach. auf einer bulgarien tournee lief ich an einen marktstand der software verkaufte. dort erstand ich für einen nicht namhaften betrag dieses intuitivum. es scheint seinem ruf gerecht zu werden. aber für mich nicht geeignet: überladen mit für mich unnützem schnick schnack. ich habe das gefühl, ich drehe mich im kreis, sehe nur noch einen ausweg: zurück zu encore, koste es was es wolle. liebe ist eben etwas, das man nicht beeinflussen kann. weder mit geld noch mit verstand. nach jahren wiedermal ein besuch auf der g-vox seite. auf den ersten blick nichts neues aber dann, oh schreck, das update kostet jetzt sogar 130 dollar und hat immer noch keine neuen funktionen. ich muss jetzt sehr tapfer sein, rede ich mir ein und drücke den bestellen-button. warum ich das tue, wollen sie wissen? – ich kann es ihnen nicht erklären. alte liebe rostet eben nicht. encore ist für mich einfach ein mytos, ein massstab für professionalität, schnelligkeit, einfachheit. habe bis heute kein programm entdeckt das bessere und vor allem korrektere ausdrucke liefert. encore hat ein motte: legen sie gleich los! es liegt mir fern hier eine flammende rede für encore zu schwingen. ich hätte dabei ein schlechtes gewissen. ich schreibe klavier und chorpartituren, benötige dabei keine besonderen zeichen, schriften oder sonstigen schnick schnack. encore ist für mich nach wie vor die erste wahl. nun noch der schluss der geschichte. einige worte zum g-vox einkaufsverfahren. sie klicken also auf den kaufen-button und landen sofort bei einer per-kreditkarte-sofort-weg-ist-das-geld-firma. umgehend bekommen sie von dieser eine bestätigung, dass sie das bestelle produkt gekauft haben. und fertig! – ein tag vergeht, zwei tage vergehen: nichts passiert. ach ja, die zeitverschiebung, denke ich. ein dritter tag zieht ins land. draussen wird es langsam frühling. nur mein encore bleibt mir verwehrt. dann endlich die nachricht von g-vox. folgen sie diesem link etc... wir gratulieren... wir danken ihnen... ihre neue seriennummer ist... der heiss ersehnte download wird vollzogen. noch nie kamen mir 25 minuten zum herunterladen des 7,5 mg grossen files so unendlich lange vor. so jetzt aber gleich installieren und los geht’s. hurra, die NEUE seriennummer eingeben... mein gesicht wird lang und länger. encore akzepiert die neue seriennummer nicht, auch die alte nicht... wo die not am grössten, ist fantasie am besten, denke ich und erfinde eine eigene seriennummer... wieder nichts. kaum sind encore und ich wieder vereint, wird mir gleich die kalte schulter gezeigt. das ist schlimm. wenn ich wieder kraft und zuversicht geschöpft habe, werde ich ihnen lieber leser, an dieser stelle weiter aus meinem bewegten leben als computernotensetzer berichten. ich melde mich wieder, wenn meine liebe erwidert wurde. mit herzlichem gruss, andreas \image |
   
sanni01
| Veröffentlicht am Montag, 17. März 2003 - 03:23 Uhr: |
|
Hallo Andreas, Deine Liebe zu Encore kann ich absolut verstehen. Auch ich kam über die abgespeckte Encore-Version, die sich Music-Time nennt, zu dieser eigentlich hervorragenden Software. Nachdem sich bei GVox nichts mehr tat, hatte auch ich die Absicht, zu wechseln. Hätte dabei fast Octava von Obtiv gekauft. Gibt es auch als Demo. Mußt Du unbedingt mal probieren. War von den Eingabe-Möglichkeiten begeistert. Am Ende tat es mir nur um die vielen mühevoll erstellten Encore-Partituren leid. So bin ich dann doch bei meiner alten Version geblieben. Außer einem Umstieg auf Win2000 oder XP gibt es doch keinen vernünftigen Grund, Encore den Rücken zu drehen, oder? Gruß Sandro |
   
msi_c
| Veröffentlicht am Samstag, 26. Juli 2003 - 19:42 Uhr: |
|
Hallo, ersteinmal kann ich berichten, dass die Encore-version 4.5 super unter Windows XP läuft. Ich selber bin auch ein Encorevanatiker - ich bin sozusagen mit diesem Programm aufgewachsen. (bin aber noch Schüler der 13. Klasse) Und weil ich dieses Progeamm schon so lange benutze, ist auch schon bei mir der Gedanke gekommen, dass man die Software doch mal kaufen könnte. Doch als Schüler hat man ja bekanntlich kein Geld und wenn ich dann noch die heftigen Preise sehe, die GVox haben will ... Da bleibe ich dann doch lieber bei der Version, die ich mir von den "vielen Freunden im Internet ausgeliehen" habe. Eine gebrauchte Version z.B. bei eBay habe ich auch nicht gefunden. Gruß Markus |
   
marcel
| Veröffentlicht am Sonntag, 27. Juli 2003 - 18:28 Uhr: |
|
Ich kann so eine Odyssee über verschiedene Programme gut nachvollziehen. Bei mir war es allerdings nicht Encore. 1992 ,auf der Suche nach einem Notationsprogramm, hatte ich auch Encore getestet, mich aber dann für Dr.T's Copyist entschieden. Erst die Basis Version 2.0 für DM300,-, später dann das Update zur Pro Version 3.0 für weitere DM330,-. Natürlich unter DOS. Ein Programm völlig ohne automatische Layouts. Einfach eine Schreibmaschine mit Noten und Musiksymbolen, plus der Möglichkeit eigene Symbole zu entwerfen und perfekt ohne Maus zu bedienen. Einzige Schwachstellen: Die Textdarstellung auf dem Bildschirm entspricht nicht dem Ausdruck und der Druckersupport beschränkt sich auf einige wenige Dostreiber und das Layout ist auf verschiedenen Druckern unterschiedlich. Ein paar Jahre später gibt es Dr.T's nicht mehr. Keine Updates. 1998 der erste Internetzugang und hurra, den eigentlichen Hersteller Sionsoft gibt es noch, Copyist gibt es noch und es gibt eine Windowsversion. Also das update auf Version 5.0 und deren Sequenzer Quickscore 8, der früher in einer sehr rudimentären Version Bestandteil von Copyist war, für nur $80,- bestellt. Lieferung per eMailanhang. Der Sequenzer ist genial, hat alles was man braucht und ist trotzdem super übersichtlich zu bedienen, aber Copyist für Windows ist voller Bugs und die Bedienung ist viel umständlicher geworden. Kurz darauf verkauft Sionsoft an Voyetra, Copyist wird eingestellt, Quickscore kriegt ein paar buntere Buttons und kommt als Voyetra Progamm raus. Bei dem Versuch Copyist Noten in Grafikdateien umzuwandeln erste Sinnkrise. Der Grafikexport macht nur eine Kopie der Bildschirmdarstellung, schlechte Auflösung und unformatierte Schriften. Der Umweg über Postscript gibt nur Fehler beim Versuch die PS-Dateien weiterzuverarbeiten. Also teste ich andere Programme: Finale, Musicator, Mozart, Cubase Score, Guitar Pro, Buck O Tab, Powertab, Fronimo, Guitar Studio, Midisoft Sheet, MusEdit. Nichts was die Möglichkeiten von Copyist mit einfacher Bedienung bietet. Noch ein Versuch mit Sibelius: sieht gut aus, aber in der Bedienung auch nicht ganz so gut wie Copyist und der Grafikexport ist ein Witz. Schließlich die Lösung. Quelltext der Postscriptdateien geprüft und siehe da, in einer Zeile fehlt ein '%'-Zeichen. Per Hand geändert und plötzlich kann ich mit Ghostscript perfekte Grafikdateien meiner Copyistnoten erzeugen. Etwas umständlich, da jedes Mal der Quelltext per Hand geändert werden muß und man wegen anderer Fehler jede Seite einzeln verarbeiten muß, aber wenn man ein paar Stunden an einer Partitur gearbeitet hat, kommt es auf 20 Minuten für den Grafikexport auch nicht mehr an. Mein Fazit: Solange ich noch irgendwo ein DOS habe, unter dem Copyist läuft werde ich dabei bleiben. Sollen andere sich jedes Jahr ein teures Update für ihr neues, noch bunteres Notensatzprogramm kaufen, nach über 10 Jahren hat sich die Investition in Copyist (passt auf EINE Diskette) mehr als rentiert. |
|
|