Die Vorgeschichte Die Stadt Programm Gastfamilien und Gastfreundschaft Schule und Unterricht Remetea Unser Rumänien-Bild Statements danach |
Die VorgeschichteWir dachten, es würde eine ganz normale Biologiestunde
werden, als Professor Zwander, unser Biologielehrer, in unsere Klasse kam. Doch er hatte
uns etwas Wichtiges zu fragen, nämlich, ob wir Interesse an einem Schüleraustausch mit
Rumänien hätten. Wir willigten natürlich ein, denn ein Schüleraustausch mit
rumänischen Schülern war schon etwas Besonderes! Jacqueline Jerney, 4b |
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Die StadtCluj-Napoca ist eine Stadt, unter der sich viele von uns
Armut und Traurigkeit vorstellten, doch diese Stadt hat viele positive Überraschungen.
Sie ist um einiges größer als Klagenfurt und hat 400.000 Einwohner - wobei 35.000 davon
Studenten sind. Es gibt Museen, Universitäten, Kirchen, Bibliotheken ... Sie haben jede
Menge kleine Geschäfte, in denen man auch wenn es der Fleischer ist
Zeitschriften und Zigaretten bekommt. So wie Benetton gibt es auch andere Geschäfte, die
man bei uns auch findet. Die Straßen und Gassen sind sauber gehalten außer dem
Staub und den kleinen Steinen, die einem bei starkem Wind ins Gesicht geweht werden. Anna-Teresa Angermann, 4b |
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Datum |
Tag |
Tätigkeit |
25.04 | So | Ankunft der Gäste an der König-Mathias-Statue Abholung der Gäste durch die Gastfamilien |
26.04 | Mo | Vormittag: O-Schüler : Erholung Ro-Schüler: Schule Mittagspause Nachmittag: "Stadtrally" Stadterkundung (Ausgangspunkt "Cosbuc-Schule") |
27.04 | Di | Tagesreise nach Schässburg Route: Klausenburg Turda Tg. Mures Schässburg Birthelm Medias Copsa Mica Teius Turda Klausenburg (Abfahrt: vor der "Cosbuc-Schule" |
28.04 | Mi | Schule: Stundenhospitierung in den Klassen 8G1, 8G2, 8G3. Mittagspause Nachmittag: Dokumentarfilm: Rumanien Freizeit |
29.04 | Do | Tagesreise (nur die osterreichische Gruppe, da die rumänische einen nationalen Test
schreiben muss) Route: Klausenburg Cheile Turzii Remetea Klausenburg (Abfahrt: "Cosbuc-Schule) |
30.04 | Fr | Schulbesuch und Stundenhospitierung Schlussfolgerungen und Eindrücke (Festsaal) Mittagspause Frohsinniges Beisammensein, Disco und Pizzaessen |
31.04 | Sa | Abfahrt ("Cosbuc"-Schule) |
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Gastfamilien und GastfreundschaftWir wurden alle sehr freundlich in den Familien
aufgenommen, und alle waren sehr bemüht um uns. Alleine was das Essen betrifft. Ich zum
Beispiel bekam zu jeder Mahlzeit 10 verschiedene Sachen angeboten und wenn mir etwas gut
schmeckte, war es jedes Mal auf dem Tisch. Auch zur Jause konnte ich von Obst bis
Süßigkeit wählen und bekam dann meistens viel zu viel davon mit. Melina Breitegger, 4b |
Unser erster Eindruck von der rumänischen Schule war
eher ernüchternd. Ziemlich kahl und grau erweckte das Gebäude in uns die Erwartung
streng formellen Unterrichts und hatte überhaupt wenig Vertrauen Erweckendes an sich. Um
so überraschender war der Schulhof, der sich rein äußerlich nicht vom Rest des
Gebäudes unterschied, uns dafür aber auf eindrucksvolle Art vom Gegenteil unserer
Annahmen überzeugte. Der Großteil der anwesenden Schüler spielte Basketball, Volleyball
und diverse andere Ballspiele, wodurch wir schnell die Vorteile eines betonierten
Schulhofs erkannten.
Unser zweites Vorurteil von wegen formellen Unterrichts wurde allerdings nur zum Teil
beseitigt. In den drei Stunden, in dem wir ihm beiwohnten, erlebten wir einen
überraschend trockenen und uninteressanten Lernstoff. Dazu kommen noch die alten
Schulbücher, die schon seit einigen Generationen unverändert gebraucht werden, also zum
Beispiel deutsche Texte enthalten, von denen die jüngsten um 1900 geschrieben wurden. So
mussten die rumänischen SchülerInnen Sätze aus Kleider machen Leute
grammatikalisch bestimmen, wozu selbst wir teilweise außer Stande waren.
Ganz im Gegensatz dazu stand für uns die Gleichgültigkeit, mit welcher Fehlstunden
gehandhabt wurden. Uns überraschte die Tatsache, dass die SchülerInnen fünf Minuten
nach Stundenbeginn, wenn die Lehrkraft bis dahin nicht erschienen war, die Schule
verließen und auf unsere ungläubig- überraschte Frage hin, was wäre, wenn die
Lehrperson doch noch kommen würde, antworteten, das mache nichts, sie wisse schon, dass
die Schüler auf sich aufpassen und nicht weit weg sind, sie mache sich keine Sorgen um
sie. Nicht minder ungewöhnlich war für uns, dass den Rumänen 25 unentschuldigte
Fehlstunden möglich sind, bevor schriftliche Entschuldigungen gefordert werden.
Dementsprechend locker gehen auch die Eltern damit um, wenn sie nicht selten von
Schulkollegen ihrer Kinder von deren Fernbleiben erfahren.
Schulextern geben die LehrerInnen zur Aufbesserung ihres geringen Gehalts, welches für
KopfarbeiterInnen in Rumänien keine Besonderheit ist, da sie auf kurze Sicht nichts zur
Förderung der angeschlagenen Wirtschaft beitragen, Nachhilfeunterricht. Dieser wird
gleichermaßen von fast allen SchülerInnen, mit oder ohne Schwierigkeiten in diesem Fach,
besucht - ein Umstand, der uns doch sehr erstaunte, da dergleichen in Österreich
eigentlich nur von den sogenannten "gefährdeten" SchülerInnen in Anspruch
genommen wird.
Franziska Liehl, 5e
Was ist mit dem Haus passiert? Zwei Gebäude des Dorfes
stechen auf einen Blick sofort heraus: die Kirche und dieses Haus. Zum zweiten Blick kommt
es gar nicht, er bleibt an diesem Objekt hängen. Eigentlich sollten es zwei Häuser sein
(vielleicht), die große, vordere Front ist völlig fensterlos, Angst einflößend. Ein
normales Wohnhaus, bloß auseinandergeschnitten und die Hälften verkehrt zueinander
gestellt. Die Innenseiten haben wohl Fenster und Balkone, aber warum steht diese abstrakte
Konstruktion, sich mindestens doppelt so hoch über den Rest erhebend, beinahe im Zentrum
Remeteas? Und vor allem, warum sind auf der Vorderseite keine Fenster? Keine Türen? Keine
Balkone? Kein Leben. Dem Betrachter wird der Rücken gekehrt. Verschwinde, wenn du schon
herkommst, um uns wie Tiere im Zoo zu betrachten, du kriegst keinen Blick extra geschenkt!
Ich erlaube mir mich selbst kritisch zu betrachten, aber warum kommt ein Tourist sonst
irgendwohin? Schrecklich eigentlich, seinesgleichen zu Berachtungsobjekten zu
degradieren... Man selbst wäre vielleicht stolz, so bestaunt zu werden, aber es müsste
doch auch reizen ein bisschen Theater vorzuspielen, um sich um sich an des Anderen Statt
zu amüsieren.
Es geht mir nicht wirklich gut hier, auf diesem Platz. Die Landschaft ist beeindruckend
schön, das Panorama der Ortschaft und selbst jeder einzelne Gesteinsbrocken, der mir das
Sitzen schwer machen will, versetzen mich andererseits doch in ein schwierig zu
beschreibendes Hochgefühl. Ich geniere mich aber, komme mir wie ein Voyeur vor, eben beim
Betrachten der angekündigten Attraktionen. Ich könnte mich auch nicht jetzt auf die
Straße stellen und zu fotografieren beginnen, mir scheint, als ob ich mich dabei selbst
erniedrigen müsste, von den Objekten (Menschen inkludiert) gar nicht zusprechen. Es hat
alles seinen Reiz, wunderschön anzusehen, aber ich bin hier deplaziert, das kann und will
ich nicht ignorieren, und das ist wohl für beide Parteien besser so.
Alleine hier die Luft, die Aussicht, die Gefühle zu genießen, tut mir gut, ein wenig
isoliert zu sein, aber nicht staunenderweise mich selbst zu erniedrigen. Ich könnte ewig
hier herumstreifen, mich vielleicht als 08/15- Type mit ihnen unterhalten, aber bei aller
Vorsicht hätte ich Angst einen überlegenen und/oder überheblichen Eindruck zu machen.
Jetzt werde ich mein von Geröllbrocken verdelltes königliches Sitzfleisch erheben, mich
in den beheizten Bus begeben und, wohlbehütet und um einige Erfahrungen reicher, nach
Cluj zurückfahren.
Yvonne Mayerhofer, 5e
Unser Rumänien Bild beruhte, bevor wir die Reise
antraten, nur auf Erzählungen von Freunden oder Bekannten, auf dem, was wir in den
Nachrichten hörten und auf dem, was uns die Begleitlehrer erzählten.
Was die Erzählungen anbelangt, kann ich nur von mir sprechen. Es war doch meistenteils
so, dass die Geschichten, die man von Rumänien präsentiert bekam, nicht auf eigenen
Erfahrungen beruhten. Die Wenigsten waren schon in Rumänien gewesen. Ich wurde nur immer
wieder darauf hingewiesen, dass es eines der ärmsten Länder Europas ist, was ja rein
statistisch gesehen richtig ist. In den Nachrichten nahm man wahrscheinlich gar nicht so
wahr, was über Rumänien berichtet wurde, weil ja im ganzen Osten Europas sowieso soviel
passierte, dass man da gar nicht mehr unterschied.
Nach dem informativen Abend mit den beiden Begleitlehrern Morocutti und Zwander war für
die, die sich schon in Baracken gesehen hatten, vieles etwas lichter. Denn die Dias, die
uns Herr Professor Dr.Zwander zeigte, machten einem zwar klar, dass Rumänien kein
luxuriöses Urlaubsparadies ist, aber man die Städte vom Optischen her auch irgendwo in
Mitteleuropa ansiedeln könnte. Man bekam den Eindruck, dass man zwar in ein finanziell
armes, aber an landschaftlicher Schönheit und kulturellem Erbe sehr reiches Land fahren
würde.
Bei der Anreise durch Ungarn hatten wir schon eine vage Vorstellung, wie es in Rumänien
aussehen könnte, aber wir fuhren vorwiegend durch wenig besiedeltes Gebiet. Als wir dann
in die rumänische Grenzstadt Oradea kamen, erwartete uns ein eher tristes Bild:
Graubraune Plattenbauten, sehr schlechte Straßen und sehr viele verwahrloste Kinder und
Jugendliche. Doch als wir in Cluj-Napoca ankamen, sahen wir, dass Oradea nur ein
Einzelfall ist, denn Cluj ist eine sehr lebendige und schöne Stadt
Während unseres Aufenthaltes bekamen wir sehr viele verschiedene Eindrücke ,die ich
versuchen werde zu einem Resümee zusammenzufassen: Unsere Gastfamilien gehören fast alle
nicht zur großen ärmeren Schicht Rumäniens, sie sind für europäische Verhältnisse
natürlich nicht sehr wohlhabend, aber ihr Lebensstandard schien uns in vielen Fällen
gleich dem unsrigen. Man bekam den Eindruck, dass die Bevölkerung großteils sehr arm
ist, aber dass man es als gegeben und völlig normal betrachtet.
Überrascht hat mich die Tatsache, dass offensichtlich Homosexualität in Rumänien noch
immer als Krankheit angesehen wird. So wurde ein Bekannter meiner Gastfamilie nach seinem
Outing aus einem staatlichen Betrieb entlassen und in eine psychiatrische Anstalt
eingewiesen.
Der große Nationalstolz, der oft anzutreffen ist, schwappt manchmal in
Ausländerfeindlichkeit über. Gegenüber der ungarischen Minderheit gibt es häufig
starke Ressentiments.
Als wir abreisten, hatten wir den Eindruck, ein sehr gastfreundliches, lebendiges,
stolzes, facettenreiches Land und sehr freundliche Menschen zu verlassen.
Florian Wandruschka, 5e
Auf unserer Rumänien-Reise haben wir erkannt,
dass die Menschen dort nicht grundsätzlich anders sind als wir Österreicher. Die
Gastfreundschaft unserer rumänischen Gastfamilien war uns manchmal schon richtig
peinlich. Wer nach diesem Rumänienbericht noch immer keine Lust bekommt, andere Länder
und Leute kennenzulernen, weil diese "dreckig" seien und die Menschen "kriminell",
der ist wirklich zu bemitleiden.
Moriz Jelinek, 5e
Als die rumänischen Schüler uns voriges Jahr
besuchten, war ich irgendwie sehr verunsichert. Ich wusste nichts über die Verhältnisse,
in denen mein Gast lebte, also zeigte ich ihm meinen Computer und die Computerspiele. Ein
paar Tage später sagte Liviu mir dann, dass er dasselbe auch alles zu Hause hätte. Im
Vergleich zum vorigen Jahr war das Klima untereinander in der großen Gruppe wohl besser,
wobei ich und Liviu uns eigentlich immer vertragen haben.
Christian Hassler,
4b
Schule und Unterricht waren sehr
gegensätzlich; der Schulhof war kahl, in den Pausen aber belebt und angenehm. Ebenso der
Unterricht, der, zwar äußerst trocken, aber alles andere als unpersönlich war. Trotz
des uninteressanten Lernstoffs war unser Schultag angenehm, auf die Dauer jedoch würden
die meisten, glaube ich, unseren Unterricht vorziehen.
Franziska Liehl, 5e
Ich war mit dem BRG Viktring bereits zum
dritten Mal in Rumänien. Worüber ich mir jedesmal, wenn ich dort bin, Gedanken mache
ist, was uns eigentlich verloren gegangen ist oder was wir gewonnen haben mit dem
wirtschaftlichen Aufschwung, der Rumänien jetzt mit voller Kraft erfasst. Jedesmal
überlege ich mir dann auch, wie man sich verhalten sollte in so einem Land. Am besten ist
ja eigentlich, wenn man möglichst so lebt, wie die Einwohner auch. Wenn nun aber die
Rumänen sehr stark nationalistisch denken, wenn sie bettelnde Kinder anschreien, oder
bestenfalls ignorieren, wenn sie die Ungarn hassen und alles was ungarisch ist dazu, wenn
alles was schlecht ist sie an die Zigeuner erinnert, sollen wir als Fremde sie dann eines
Besseren belehren? Der Jemand, der mir darauf eine Antwort geben kann und der auch danach
lebt, wenn er mal nach Rumänien fährt, verdient sich mindestens einen leckeren,
rumänischen Eintopf.
Elisabeth Bonsels,
Waldorfschule
Remetea ist der beste Beweis, dass man von
aller Industrie und Technik verschont fast besser lebt als mit alldem.
Moriz Jelinek, 5e
Ich konnte mich ohne Ängste oder (schlechte)
Erinnerungen einfach nur auf die Woche freuen. Der tatsächliche Ablauf und das
Miteinander übertrafen meine Erwartungen.
Florian Bleier, 5a
Obwohl wir (ich glaube der Großteil)
versuchten neutral zu bleiben, hatten wir eine vorgefasste Meinung über Rumänien und vor
allem über die Leute. Eben beeinflusst durch das die westlichen Medien war diese eher
negativ. Wir schlossen Freundschaften, hatten Spaß und fühlten uns wohl, - aber ich
glaube, ich bin nicht die Einzige, die Gewissensbisse bekam. Wir sind doch alle gleich und
bei weitem nicht "besser"! Okay, ein paar haben umzudenken begonnen, aber was
ist mit so vielen anderen, die sich vor dem "unsichersten Land Europas"
fürchten??!! Vielleicht kann dieser Bericht dazu beitragen, die verhärteten Vorurteile
aufzulösen?
Ein paar von uns wollen im Sommer wieder dorthin fahren, so schlimm war es.....
Yvonne Mayerhofer, 5e
Unser Gegenbesuch in Rumänien war für mich
eine hundertprozentig überzeugende Bestätigung, dass sich die Mühen in der Vorbereitung
dieser Reise und das zum Teil sehr viel Energie raubende Ankämpfen gegen
Widerstände gelohnt haben.
Wir haben einmal mehr oder zum ersten Mal gelernt, dass es keine gleichwertige Alternative
zum Hinfahren und sich selbst ein Bild Machen gibt. Umso mehr, als wir ja im Zug dieses
Austausches viel intensiver mit Land und Leuten konfrontiert wurden als das
"normalen" Touristen passiert.
Ich freue mich auf die Fortsetzung dieses SchülerInnenaustausches.
Ines Morocutti
Rumänien - ein Land, das in mir
sehr vielschichtige Erinnerungen weckt. Karpatenberge, Siebenbürgischer Karst,
wüstenartiges Klima in der Dobrudscha und die unbeschreibliche Schönheit des Donaudeltas
- dazu viele persönliche Erinnerungen an liebenswürdige Fachkollegen aus Botanik und
Zoologie, an die Gastfreundschaft in kleinen Bauerndörfern und an abendliche Gespräche
mit Hirten beim Schein eines Lagerfeuers.
Im Gespräch mit den Menschen in Rumänien werden immer wieder die gleichen Fragen
diskutiert wie schaut die Zukunft von Rumänien aus, wie wird sich das Land
weiterentwickeln, gibt es eine gemeinsame Zukunft im Haus Europa?
Ich persönlich bin überzeugt davon, dass Rumänien ein Bestandteil der Europäischen
Union werden muss die Aufnahme des Landes in die Reihe der offiziellen
Beitrittskandidaten war für die Menschen in diesem Land ein wichtiges Signal der
Hoffnung. Zusammenleben bedeutet auch, gegenseitiges Verständnis aufzubauen wie
kann dies besser geschehen, als durch freundschaftliche Kontakte zwischen Menschen
unsere Fahrt nach Rumänien war dazu ein kleines Mosaiksteinchen!
Rumänien hat mit Österreich eine facettenreiche gemeinsame Vergangenheit möge
diese Land mit uns eine ebenso interessante gemeinsame Zukunft haben!
Helmut Zwander