"Die Sinnesorgane", ein
klassenübergreifenden Projekt aus Biologie, stellte den Ausgangspunkt für Überlegungen
zu dieser Thematik dar. So entstand in Zusammenarbeit mit Musik (Ingrid Bleier) eine
kombinierte Deutsch/Musik Werkstatt mit dem Titel "Mit allen Sinnen".
Ziel des Bereiches der Werkstatt, der den Deutsch-Unterricht abdeckte, war es, die
Schülerinnen und Schüler zu langsamerem und bewussterem Wahrnehmen anzuleiten, die Sinne
auf Details zu lenken und dort ruhen zu lassen. Nicht zuletzt ging es freilich darum, all
das in Worte zu fassen und in unterschiedlichen Textsorten sprachlich umzusetzen, was
gesehen, gehört, gefühlt, gerochen und geschmeckt wurde.
Schließlich trafen die Schülerinnen und Schüler eine Auswahl von Texten, die im
Werkunterricht (Marion Truger) zu einem Buch mit dem Titel "Mit allen Sinnen"
gebunden wurden .
Im Folgenden einige Kostproben.
Barbara Liendl
Steinbiographie
Leben in einem Bach
als Außenseiter völlig rau.
Die Trockenzeit vergeht,
der große Regen kommt.
Der Bach wird gefüllt,
Wasser plätschert über mich.
Ich Auserkorener kann lachen,
meine Oberfläche glättet sich.
Mein Glück hilft mir
in eine Kinderhand.
Sabine Woschitz
Steingedicht
Millionen von Jahren lag ich
dort,
eingeklemmt zwischen zwei anderen Steinen.
"Psst, weißt du schon das Neueste?",
ging es umher.
Wir erzählten uns Sensationen,
wie sie die Welt noch nie gehört.
"Der Regen wird saurer,
er schmeckt nicht mehr.",
war das,
was wir uns am meisten erzählten.
Jahr um Jahr
vergingen.
Ich sah die Dinosaurier,
ihr qualvolles Sterben.
Die Menschen kommen
und gehen.
Sie blieben nie lange.
Doch eines Tages
wurde ich mitgenommen.
Vielleicht komme ich wieder zurück.
Kerstin Schwarzl
Ein Steingedicht
Zuerst lag ich in der Steinbrennerei.
Und später ein Bau.
Wir bauten ein Haus,
wir wurden abgerissen.
Ich fiel direkt in den Bach,
es war eine weiche Landung,
doch was war danach?
Hin und her geschleudert,
dann Ruhe in einem Flussbett.
Ich wurde gerettet von einem Mädchen.
Das Steingedicht
Ich war gewaltig, ein riesiges Gebirge,
doch nun bin ich nur ein kleiner Stein.
Die Ur Meere waren mein einziger Feind,
eine riesige Welle kam über mich her.
Trauer,
nun war ich nutzlos, gefangen,
niemand war da, der mich brauchte.
Da kamen Wesen, für die ich Sinn machte.
Vollkommenheit,
mit diesem Wort beschrieben sie mich.
Doch nach einiger Zeit ließen sie mich fallen,
mein Dasein war wieder
ohne Licht.
Sprachbilder - Bildersprache
Valentin Baumann
Das Wasser gibt die Umgebung wieder, als ob die Welt im Wasser einfach weitergehen würde. Oft so täuschend echt, dass man nicht zwischen der realen Welt und der gespiegelten Welt unterscheiden kann. Es wirkt wie eine parallele Welt. Ich würde manchmal gern einfach so in diese Welt springen und jemand ganz anderer sein.
Daniela Fheodoroff
Der Park
Ruhe umgibt mich,
ich fühle mich geborgen, frei, unbelastet.
Das Wasser fällt gleichmäßig in den Teich zurück.
Der Wind fährt durch die wenigen Blätter.
Das Zwitschern der Vögel,
der ganze Schulstress ist vergessen.
Ich rieche die Frische,
ich spüre die Sonne.
Ich bin völlig frei.
Elke Strobl
Der Park
Oft gehe ich an diesen Ort,
lasse meine Gedanken schweifen...
Nur weg von Schulalltag.
Ich mache mir keine Sorgen mehr über Dinge,
die mich sonst so bedrücken.
Vergesse die Realität.
Vergesse alles um mich.
Hier bin ich vollkommen allein.
Keiner, dem ich erzählen muss,
weshalb ich so ein trauriges Gesicht mache.
Niemand der ständig auf mich einredet...
Abschalten.
Die Schulglöcke läutet.
Ein Geräusch, das mich durchfließt,
und nicht mehr aufhören will...
mir ist, als würde sich eine eisige Hand
um meinen Hals legen und mir die Luft
abschnüren...