Der Lehrplan sieht für alle 4. Klassen
Berufsinformation im Ausmaß der jeweiligen Wochenstunden des Faches vor. Das heißt, die
Schülerinnen und Schüler sollen sich einerseits mit ihren eigenen Fähigkeiten und
Interessen auseinandersetzen, andererseits mehr über die Berufs- und Arbeitswelt
erfahren.
Gerade von diesem Bereich, der Welt der Erwachsenen, und auch von konkreten Berufen gibt
es bei Jugendlichen fixe Vorstellungen, die mit der Realität oft wenig zu tun haben. Hier
soll der Schwerpunkt gesetzt werden: entsprechend dem eigenen Interesse soll jede
Schülerin und jeder Schüler zwei Arbeitstage in einem Betrieb verbringen und so einen
kleinen Einblick die Arbeitswelt gewinnen.
Neben den Schülern sind die Eltern in diesem Projekt wichtige Partner. Sie bilden die
Nahtstelle zur Berufswelt und sind so beim Suchen von geeigneten Betrieben behilflich.
Jede Schülerin und jeder Schüler nimmt zunächst mündlich dann auch schriftlich mit der
gewählten Arbeitsstelle Kontakt auf.
An einem der beiden Tagen wird ein Protokoll über die Tätigkeiten und Arbeitsabläufe
erstellt. Zusätzlich bitten die Schülerinnen und Schüler ihre Betreuungsperson, ihnen
einige vorbereitete Fragen zu beantworten.
Schließlich verfassen die Jugendlichen einen Bericht, der zum einen Informationen zur
Arbeitsstelle und der Arbeit bietet, zum anderen aber auch ihre subjektiven Eindrücke und
Beobachtungen wiedergibt.
Wann: | 8.-9. Mai 2000 von 8.00- 16.00h. |
Wo: | Behindertenförderungszentrum des Landes Kärnten (BFZ);
Gutenbergstrasse 9 9020 Klagenfurt Tel: 0463/55402 Fax: 0463/55402-30 |
Aufgrund der Berufsinformationswoche in
der Schule besuchte ich die Therapeuten von Physio- und Ergotherapie sowie die Logopäden
im BFZ.
Das Arbeitsklima ist sehr gut. Die Leute reden sich beim Vornamen an und verstehen sich
prima. In Pausen geht es meist lustig zu, da über lustige Begebenheiten mit Patienten
ebenso wie über private als auch diverse Patienten und deren neue Therapien geplaudert
wird. Mittagessen erhalten die Angestellten mit Ausnahme der Gruppenleiterinnen in der
Krankenhauskantine. Kaffee und Knabbersachen bringen Therapeuten abwechselnd von Zuhause
mit.
Es arbeiten derzeit 3 männliche und 6 weibliche Therapeuten. Im gesamten Betrieb sind die
Damen weit in der Überzahl. Lehrer sind eher selten und männliche Erzieher gibt es nur
in den internen Lehrwerk Ich traf 3 Studentinnen, da diese ihr Praktikum dort
absolvierten. Da viele Behinderte in der Schule in die Lehre gehen und dort als Gärtner,
Maler,... oder als Putzfrauen arbeiten, ist von jung bis alt nahezu jede Altersgruppe
vertreten.
Die Arbeit der Therapeuten ist sehr abwechslungsreich, da von Rollstuhlkindern über
geistig Behinderte hin zu Schwererziehbaren und äußerst schwachen Schülern, Kinder und
Jugendliche zu betreuen sind. Zusätzlich gibt es Einzel- Gruppen- und Sporttherapie, um
den Menschen besser helfen können. Die Arbeitszeiten sind verschieden (aber meistens nur
4 Tage /Woche), da jedes Kind seinen eigenen regulären Termin hat. Kinder bekommen ihre
Termine so, wie es ihnen möglichst angenehm ist. Für die Therapeuten ist es von
größter Notwendigkeit, dass die Patienten nicht müde sind und dass die Patienten -Lust
haben Übungen zu machen. Dies ist nur der Fall, wenn die Kinder wissen, sie verpassen
inzwischen nichts. Die Therapiestunden sind nicht gleich nach dem Unterricht oder am
Abend. Rollstuhlkinder sind meist am Vormittag da, während die Klasse turnt.
Die Anfahrtszeit für Mitarbeiter ist unterschiedlich, je nachdem ob es Stau gibt oder
nicht. Aber gute Straßen und ausreichend Parkplatz sowie öffentliche Verkehrsmittel sind
vorhanden.
Im BFZ herrscht ein hoher Grad an Hygiene, da die geistig Behinderten, die diese Aufgabe
übernehmen, sehr stolz darauf sind alles auf Hochglanz zu bringen. Deshalb putzen
diejenigen oft vier- und fünfmal am Tag. Für manche Behinderte werden Spezialgeräte
benötigt: Stehbretter, Hebekräne, Spezialliege- und Sitzschalen, usw.
Kleidungsvorschriften gibt es für Therapeuten keine, doch Hosen sind von Vorteil. Sie
tragen T-Shirts und Sweaters auf denen "Physio-" bzw. "Ergotherapie"
oder "Logopädie" aufgedruckt ist. Die Arbeit ist zwar sehr spannend und
interessant, allerdings auch anstrengend. Aber Stress gibt es nicht. Lustig ist vor allem
Radfahren mit den Kindern. Jeder hat seine eigenen Übungen und zum Schluss wird zur
Belohnung vor allem mit den jüngeren Patienten noch gespielt. Allerdings können die
Spiele gleich zur Therapie gehören. z.B.: Rollstuhlboccia oder diverse andere Ballspiele,
bei denen das Fangen im Vordergrund steht. Im BFZ wird sogar den Rollstuhlfahrern das
Radfahren ermöglicht. Es gibt aber Schrecksekunden, wenn z. B. einer der Rollstuhlfahrer
wegen eines unerlaubten Wettrennens umkippt nicht angeschnallt war. Bei vielen Patienten
muss man besonders nachsichtig und feinfiihlig sein, da Behinderte sehr schnell gekränkt
sind.
Nach der Bezahlung habe ich nicht gefragt, da es mir etwas unhöflich erschien.
Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht, da Vorsteher oder Sprecher einer Fachgruppe
gewählt werden und sich freiwillig melden müssen und im Prinzip jeder das ist, wofür er
sich beworben hat, Therapeuten sind Therapeuten und Lehrer sind Lehrer.
Ich fand diese Schnuppertage sehr aufregend, lehrreich und interessant, aber viel zu kurz. Ich bin begeistert von der Arbeit eines Therapeuten und werde mir diesen Beruf wahrscheinlich als 2. Möglichkeit zur Seite legen. Da ich sehr gerne mit behinderten Kindern arbeite, könnte ich mir auch einen Heimjob gut vorstellen. Allerdings nicht in den Ferien, da zu dieser Zeit das BFZ geschlossen hat. Die Therapeuten sowie der Dir. Hr. Burgstaller sind sehr erfreut über Jugendliche, die sich für diesen Beruf interessieren. Behinderte sind Menschen, die man akzeptieren und respektieren soll, auch wenn sie oft Hilfe von außen benötigen und nicht so sind wie die meisten anderen Leute.